Ein Interview mit Henning Padberg, Manager des Nordea 1 – Global Climate and Environment Fund und des Nordea 1 – Global Impact Fund

Henning Padberg ist einer der europäischen Pioniere, wenn es um nachhaltige Investitionen geht. 2008 begann er seine Karriere als Portfoliomanager bei Nordea Asset Management (NAM). Anfangs hatte er mit Zweiflern zu kämpfen, ob nachhaltiges Investieren und Performance Hand in Hand gehen können. Aber heute verwaltet er über 10 Milliarden Euro AUM in nachhaltigen Fonds.

Die EU will mit ihrem „Green Deal“ bis 2030 eine industriepolitische Weichenstellung in Sachen Nachhaltigkeit vornehmen. Die USA zogen mit dem „inflation reduction act“ nach. Über eine Billion Euro liegen allein in diesen beiden Fördertöpfen bis 2032. Haben Sie nach diesen Ankündigungen Umpositionierungen vorgenommen?

Bei politischen Programmen sind wir grundsäztlich erstmal skeptisch, denn unser Credo war schon immer, dass sich die Lösungen mit dem besten Nachhaltigkeitsprofil, sprich Rentabilität, sowieso durchsetzen werden. Hier zieht die Politik also jetzt nach und hilft den Ausblick zu verfestigen, und das begrüssen wir auch. Doch sollte man vermeiden, Wunschdenken mit Steuergeldern zu finanzieren. Was wirtschaftlich noch nicht rentabel ist, sollte nicht in grossem Stil ausgebaut werden, denn diese Fehlinvestitionen können am Ende teuer für den Endverbraucher werden. Klar, wir brauchen einen Ausbau der Stromnetze und auch der Erneuerbaren weltweit. Da helfen diese Programme und wir sind auch im Fonds dahingehend positioniert. Weitere Anreize zur Verbesserung der Resourceneffizienz in Sektoren wie Energie, Bau, Industrie, Transport und bei Endverbrauchern spielen unseren Investments in die Karten, da sind wir teilweise schon seit Jahren positioniert. Mit und ohne diese Fördertöpfe wird das Wachstum in diesen Bereichen kommen, aber sie geben eine Art Rückendeckung für den Fall, dass die ökonomische Lage labiler wird. Ich erinnere mich noch gut daran, was die Nachwirkungen der Finanzkrise vor über 10 Jahren für die Erneuerbaren und viele Innovationsbereiche bedeutet haben. Die Finanzierung der richtigen Projekte war ganz einfach trotz attraktiver Amortisationszeiten nicht möglich, da die Finanzierungsmöglichkeiten nicht gegeben waren. In so einer Situation braucht man die Förderprogramme, denn sie sichern die Mittel auch in schwierigen Marktphasen. Deshalb erwarten wir in den kommenden 10 Jahren ein stabileres Wachstum als in den vergangenen.

Die EU-Staaten gerade das Ziel für den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich nach oben gesetzt auf bis zu 45% im Jahr 2030, was eine Verdoppelung vom Stand 2021 wäre. Wachstum ist also da – werden aber auch Aktionäre davon profitieren können?

Gerade bei den Erneuerbaren haben wir in der Vergangenheit erlebt, dass es Auf und Ab geht. Man darf nicht vergessen, dass es sich noch immer um relativ junge Industrien handelt, in denen auch der Fortschritt rasant voran schreitet. Deshalb sind die Marktführer von gestern nicht immer die Börsengewinner von morgen, weshalb wir in der Vergangenheit eher selektiv bei der Aktienauswahl waren. Nichtsdestotrotz werden sich hier gute Chancen ergeben, gerade wenn man an die notwendigen Technologien wie z.B. effiziente Elektronik und smarte Software zum Strommanagement denkt, sowie den schon erwähnten Ausbau der Stromnetze an sich. Für uns bleibt das wichtigste Kriterium, ob die von uns ins Auge gefassten Unternehmen in der Lage sind, sich am Markt durch differenzierte Produkte zu behaupten und die notwendigen Cashflows zu erzielen, um die aktuelle Bewertung des Marktes im Aktienkurs auf mittel- bis langfristige Sicht deutlich zu übertreffen.

2022 haben viele nachhaltige Strategien Performancenachteile gehabt, da es an den Märkten eine Renaissance der Ölwerte gab. Wie sind Sie mit dieser Herausforderung umgegangen?

Auch für uns war 2022 nach der starken Performance in 2021 ein schwierigeres Jahr. Besonders die starke Rotation im Januar von Wachstum hin zu Value Titeln ging auch an uns nicht spurlos vorbei, denn unser Anlageuniversum im Global Climate and Environment Fund hat tendenziell eher einen Wachstumsbias. Wir hatten jedoch im Portfolio bereits im Jahr 2021 begonnen, Gewinne mitzunehmen, gerade in einigen dieser Wachstumswerte wo das Rendite-Risiko-Verhältnis nach starker Performance relativ weniger attraktiv war. Im Jahresverlauf nahmen dann gerade einige unserer Industrieaktien im Bereich Agrarwirtschaft und Abfallmanagement Fahrt auf, die genau wie der Ölpreis eher von Inflation profitieren, so dass wir uns in dem Jahr gerade im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeits- und auch Themenfonds relativ gut geschlagen haben. Hier kam uns neben unserer Erfahrung sicherlich auch unser Risikomanagement zu Gute, welches dazu geführt hat, dass wir relativ ausbalanziert aufgestellt waren. Unser neu aufgelegter Global Climate Engagement Fund hatte übrigens einen sehr guten Performancestart in 2022, da dessen Anlagenuniversum eher einen Valuebias hat und wir dort auch bei der Aktienselektion noch besser lagen.

Auf welche Sektoren und Themen setzen Sie in Ihren Fonds aktuell besonders?

Wir sind in erster Linie in Einzeltitel investiert, die aus unserer Sicht sowohl ein positives Impaktpotenzial im Bezug auf die Klima- und Umweltproblematik haben und gleichzeitig attraktiv bewertet sind. Diese Titel finden wir nach wie vor stark im Thema Energieeffizienz, da wir hier weiter hervorragende Aussichten sehen und sich die Investitionen relativ schnell rentieren. Ausserdem gefällt uns der Bereich der Intelligenten Stromnetze, denn diese müssen im Einklang oder am besten im Vorlauf mit den Erneuerbaren ausgebaut werden. Auch das Thema der Umweltbewussten Verbraucher sehen wir strukturell als interessant an, allerdings muss man hier kurzfristig mit etwas Vorsicht agieren, da wie wir alle wissen, dass die Haushaltsbudgets aufgrund der starken Inflation unter Druck geraten sind. Was die Sektoren angeht, so zeigen sich viele der interessantesten Titel in den Sektoren Industrie, IT und Materialien, aber auch einige Versorger können als defensive Beimischung durchaus interessant sein.

Ein wichtiges Marktthema ist aktuell der Wachstumstrend Künstliche Intelligenz. Spielt dieses Thema auch bei Ihren Fonds eine Rolle?

Also ich würde meine Hühner (noch) keiner KI überlassen, aber Spass beiseite. Natürlich ist der KI-Hype auch bei uns ein Thema und hat besonders im 2. Quartal dazu geführt, dass wir der starken Performance des Marktes, getrieben vom IT Sektor und speziell einer Handvoll von Megacaps wie Nvidia, Microsoft und Apple nicht folgen konnten.* Wir denken schon, dass KI zu enormen Produktivitätssteigerungen und Verbesserungen führen kann, allerdings sind diese in der Realwirtschaft noch nicht messbar. Gleichzeitigbringt der enorme Ausbau der Datenzentren auch wieder Herausforderungen für die Resourceneffizienz. Hier sind wir in einige Titel investiert, die helfen z.B. die Energieeffizienz in Datenzentren zu optimieren. Wir haben derartige Boom Situationen in der Vergangenheit auch in unserem Anlageuniversum immer wieder miterlebt und jedem Boom folgt typischerweise ein Bust. Wir versuchen daher unsere Performancequellen relativ breit zu streuen, so dass wir nicht von einzelnen Themen abhängig sind und keine Klumpenrisiken eingehen. Fragen Sie doch mal ChatGPT was die beste Aktie aus dem Global Climate and Environment Fund im Jahr 2024 sein wird. Dann sprechen wir uns in 2025 wieder und wenn die KI richtig lag, hänge ich meinen Job an den Nagel.