Von Asbjørn Trolle Hansen, Leiter des Multi Assets Teams bei Nordea Asset Management

Die Anleger sind seit der globalen Finanzkrise mehreren Phasen schwerer Marktturbulenzen ausgesetzt gewesen – insbesondere der europäischen Staatsschuldenkrise, dem „Taper Tantrum“ des Jahres 2013 und den Anfangsphasen der COVID-19-Pandemie. Glücklicherweise erwiesen sich die heftigen Rückgänge jedes Mal als vorübergehend, und der Aufwärtstrend bei Aktien und Anleihen setzte schließlich wieder ein. Da sich zahlreiche Anlageklassen seit 2009 im Gleichschritt positiv entwickelten, erfüllten die meisten Multi-Asset-Ansätze – einschließlich des traditionellen 60/40-Portfolios – weitgehend die langfristigen Renditeziele der Anleger. Darüber hinaus wurde die Portfoliodiversifikation – vielleicht das wichtigste Merkmal einer Multi-Asset-Lösung – nur selten auf die Probe gestellt. Als jedoch im vergangenen Jahr Turbulenzen die Märkte prägten– ausgelöst durch aggressive Maßnahmen der Zentralbanken zur Eindämmung der Inflation –, erwiesen sich die traditionellen Diversifizierungsmethoden bedauerlicherweise als mangelhaft. In der Vergangenheit waren festverzinsliche Wertpapiere das Instrument der Wahl für Investoren, um die Abwärtsentwicklung auf dem Aktienmarkt zu mildern. Doch viele Investoren hatten keine Ausweichmöglichkeiten, als sowohl Aktien als auch Anleihen gleichermaßen aggressiv verkauft wurden. Unserer Ansicht nach ist es der traditionellen Diversifizierung seit einiger Zeit nicht gelungen, Anleger in dem Maße zu schützen, wie sie es früher getan hat. Der „perfekte Korrelationssturm“, den wir letztes Jahr erlebt haben, war eine schmerzliche Erinnerung daran.

Die Grenzen der traditionellen Diversifizierung

Wenn die traditionelle Diversifizierung von Anlageklassen an ihre Grenzen stößt, können Anleger differenzierte Ansätze zum Risikoausgleich anwenden – wie etwa die Möglichkeiten alternativer Risikoprämien. Wir glauben, dass Anleger sowohl zyklische als auch antizyklische Renditetreiber aus einem breiten und diversifizierten Satz von 30 Risikoprämien nutzen können, die über Strategietypen und liquide Anlageklassen verteilt sind. Als Alternative zu traditionellen Staatsanleihen haben wir beispielsweise in den letzten Jahren Bereiche wie währungsbezogene Risikoprämien genutzt. Attraktiv bewertete Währungen können angenehm defensive Eigenschaften aufweisen – das einfachste Beispiel ist der US-Dollar gegenüber dem Euro. Während Risikoanlagen einen starken Start ins Jahr 2023 hingelegt haben, dürften Phasen erhöhter Turbulenzen in absehbarer Zukunft ein Merkmal des Marktumfelds sein, da die Zentralbanken weiterhin gegen den Inflationsdruck kämpfen und der verheerende Krieg in der Ukraine weiter tobt.

Stabilität wird wieder ins Rampenlicht rücken

Trotz dieser Herausforderungen sieht es für die Investoren nicht nur düster aus. Besonders optimistisch sind wir in Bezug auf stabile/risikoarme Aktien, die sich in Zeiten erhöhter Volatilität – sowie in Zeiten erhöhter Inflation – als leistungsfähig erwiesen haben. Wie allgemein bekannt, bieten Aktien das höchste Renditepotenzial innerhalb einer Strategie mit mehreren Vermögenswerten, aber die Anlageklasse ist auch die größte Risikoquelle. Daher ist es sinnvoll, Unternehmen zu identifizieren, die bei Aktienkurs, Erträgen, Dividenden, EBITDA und/oder Cashflows einen höheren Grad an Solidität aufweisen als der breitere Markt. Unserer Ansicht nach sind stabile, qualitativ hochwertige und attraktiv bewertete Unternehmen – die historisch gesehen stabilere Gewinne bieten – natürlich weitaus besser in der Lage, durch dieses anhaltend schwierige wirtschaftliche Umfeld zu navigieren. Darüber hinaus suchen wir nach Unternehmen mit Preismacht, die in der Lage sind, Inflationssteigerungen weiterzugeben. Dies ist ein wertvolles Merkmal im gegenwärtigen Klima. Außerdem bieten stabile/risikoarme Aktien weiterhin eine Gewinnrendite von 1,7 % gegenüber dem breiteren Markt. Dies kann ein unglaublich attraktiver Baustein für Portfolios in den kommenden Monaten und Jahren sein.